- O.E.Wendt
- 7. Juli
Eine gute und gar nicht so einfach zu beantwortende Frage.

Zu allererst einmal ist er
der Protagonist, Held oder auch Antiheld der Galaktischen Reisen. Er fragt sich selbst oft genug, welche Rolle er eigentlich spielt und warum er immer wieder mitten hineingerät in die Verstrickungen intersystemischer Machtspiele. Um ihn drehen sich all die Abenteuer, die viele hundert Jahre in der Zukunft liegen, in einer galaktischen Umgebung, wie wir sie uns zurzeit noch gar nicht vorstellen können.
Doch was ist Captain Brendan für ein Typ? Dieser unbedarfte Mann mit dem Doppelnamen Brendan Brendan, dessen Eltern ihm als Vornamen einfach den Familiennamen gegeben haben. Über sie weiß man bisher nur wenig. Dabei spielt Herkunft ganz gewiss immer eine große Rolle bei der Entwicklung einer Persönlichkeit, ganz gleich, ob die betroffene Person sich dessen bewusst ist oder nicht.
Nun, Brendan wurde im Jahr 4708 TTC auf einer Fähre geboren, die auf dem Weg vom Mars nach Bahurai war. Seine Eltern lebten nicht mehr besonders lange, nachdem sie den Planeten erreicht hatten, sodass Brendan in ein Kinderheim gesteckt wurde.
Mit fünfzehn verließ der Junge Bahurai und trat in eine pegarische Ausbildung der systemübergreifenden Neutralen Behörde ein. Schon damals spielte das Pegarendasein eine entscheidende Rolle für Brendan, der ohnehin nie eine wirkliche Heimat oder anderweitigen Halt gefunden hatte.
Viele pegarische Biografien ähneln der seinen und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Neutrale Behörde sich genau solcher Anwärter mit krummen Lebensläufen bediente, um ihre militärischen Offiziersreihen zu schließen. Die aufsässige und ziemlich eigenwillige Art Brendans ließ ihn jedoch nach seiner Volljährigkeit recht bald das pegarische Korps der Behörde verlassen. Erst spät verstand er, dass Pegar sein nicht zwingend bedeutet, dem Militär anzugehören. Pegaren agieren in allen Winkeln des Orionspiralarms, verfolgen sehr unterschiedliche Ziele und stammen von jedwedem Planeten der bekannten Sphären.
Brendan verlor den Pegarenstatus nach dem Ausscheiden und zog sich nach Little Silence zurück, wo er ein ziemliches Lotterleben führte. Er versank in seiner Beliebtheit bei der weiblichen consumpianischen Nachtgesellschaft und irrte ziellos durch die Jahre.
Sein Leben nahm erst wieder Fahrt auf, als er eine sehr wohlhabende ältere Dame kennenlernte, die Potenzial in ihm sah und ihn unter ihre Fittiche nahm – Chrysanthemia von Hohenlindt. Nach ihrem Tod erbte er ihr Vermögen, um sich auf ihren Wunsch hin endlich ein eigenes Raumschiff leisten zu können und wieder zurück in das Pegarenleben zu finden.
Pegaren suchen stets ihresgleichen. Der Hauptgrund liegt in der für viele Menschen verstörenden Tatsache, dass Pegaren – also Permanent Galaktisch Reisende – sich wieder und wieder über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte in die Hibernation begeben, um zu extrem weit entfernten Sonnensystemen zu fliegen. Sprungtore waren in den ersten circa 2.600 Jahren TTC, in denen die Menschheit sich aus ihrem heimatlichen Sonnensystem herausbewegt hatte, unbekannt. Pegaren waren schon damals die einzigen, die die langen Reisen auf sich nahmen, um physische Kontakte und Austausch zwischen den besiedelten Systemen herzustellen. Sie stellen eine unentbehrliche Verbindung dar, werden gleichzeitig jedoch gemieden und mit Skepsis betrachtet. Pegaren tauchen auf und wieder ab – für ganze Generationen. Bindungen können auf diese Weise nicht entstehen.
Und so führt auch Brendan bereits über 1.300 Jahre TTC ein Pegarendasein, bindungs- und heimatlos. Die einzigen Konstanten, die sich seit seinen ersten Aufträgen als selbstständiger intersystemischer Personen- und Frachtführer herausgebildet hatten, sind sein intelligentes Schiff, das den Namen seiner Gönnerin Chrysanthemia trägt, sein väterlicher und zauseliger Freund und Begleiter Einstein, seine androidische Haushaltshilfe Felicitas und der zweite Androide Klick-Klick, dessen Besserwisserei oft nervt.
Brendan befindet sich in seinen biologischen Mittdreißigern, ist ein exzellenter Pilot, guter Schütze (obwohl er es verabscheut, auf Lebendiges zu schießen) und gewiss auch Frauenheld. Er sehnt sich durchaus nach Kontinuität, die jedoch unter Pegaren zu finden, stellt sich schwierig dar. Und so schlägt er sich mit seinem extrem fortschrittlichen Raumschiff durch den Spiralarm und verdingt sich als freischaffender Captain, der sich, seine Crew und sein Schiff zur Verfügung stellt. Am liebsten gegen gute Bezahlung.
Ich denke, diese kurze Umschreibung bringt ihn auf den Punkt, wenngleich seine auf den ersten Blick triviale Persönlichkeit in Wahrheit sehr viel mehr bereithält, als die dünne Oberfläche, die er zur Schau stellt. Brendan kennenzulernen, erfordert Geduld und Beobachtungsgabe.
Er selbst fragt sich wahrscheinlich am häufigsten, wer er eigentlich ist.
Ich kann nur sagen, Brendan hat es mir wirklich angetan. Und wie er zu seinem Schiff kam oder den alten Professor Einstein kennenlernte, wie sich Klick-Klick positionierte und später dann auch noch der Amaviride Green sich zur Crew gesellte. All das kannst Du in den ersten Teilen der Galaktischen Reisen nachlesen.
Es macht Spaß, mit dieser Truppe durchs Weltall zu fliegen!
Mit galaktischen Grüßen
O. E. Wendt