- O.E.Wendt
- 13. Sept.
Eine Erfahrung und Denkanstoß

Wir alle beobachten es!
Immer wieder erstaunt und kopfschüttelnd nimmt ein jeder von uns wahr, was sich in den Sozialen Medien abspielt. Stellt sich die Frage, ob "Soziale" Medien nicht vollkommen fehlbenannt ist. Denn "sozial" geht anders!
Diese Medien, die ja auch ich nutzen MUSS, um als Autor sichtbar zu bleiben, bestehen nur noch aus Selbstdarstellung, Übertreibung, Fake, Kommerz, Kommerz und Kommerz, und in der Konsequenz führen sie uns in ziemliche Desorientierung oder in eine sehr eingeschränkte Sichtweise.
Warum?
Weil wir nur noch das präsentiert bekommen, was wir wollen. Das bedeutet, dass es eine generelle Übersicht über die Weltlage, die Schattierungen, die mannigfaltigen Unterschiede und die vielen "Wahrheiten" gar nicht mehr gibt. Jeder in seiner Blase glaubt irgendwann fest daran, dass er sich in der "Wahrheit" befindet. Beim Aufeinandertreffen in der "realen" Welt ist der Schock dann groß – und die Unfähigkeit, mit der Vielfalt umzugehen ebenfalls.
Ich setze mich damit gerade einmal mehr auseinander, weil mir eine Kleinigkeit geschehen ist, die mich dennoch zum Nachdenken angeregt hat.
Folgendes:
Mehr schlecht als recht, mit extrem viel Zeitaufwand und wirklich unter Mühen befasse ich mich seit Monaten mit den Werbemöglichkeiten auf FB, Instagram und dergleichen. Es macht mir gar keinen Spaß und ich bin diesbezüglich auch nicht talentiert. Aber was will ich machen? Jeder tut es und sichtbar zu sein als Schriftsteller ist nicht einfach. Also mache ich mir die Mühe mit all den Tools, natürlich auch KI und Programmen und jeder App, die mir weiterhilft. Ein wahrer Dschungel ist das! Ich beiße mich durch.
Nun, dann bringe ich Anzeigen auf den Weg und erhalte einige Kommentare (8 Stück) dazu (verschwindend geringe Anzahl im Vergleich zu 20.000 Conversions), die ich nur durch Zufall entdeckt habe in dem Business-Account von Meta, durch den ich bis heute nur schwer durchblicke.
Die Kommentare waren ausnahmslos beleidigend oder negativ, ein- oder zweizeilig. Sie galten einem Clip, den ich selbst nicht so dolle fand (hatte Green, einen Alien-Protagonisten, durch eine KI zum Leben erweckt und paar Sätze darunter zu ihm geschrieben und ne nette Musik dazu). Und ich stimme auch zu, dass der Clip nicht so mega gelungen ist. Kann man mir wirklich schreiben und sagen. Gar kein Problem.
Doch einer jener Kommentatoren meinte dann, dass ich natürlich auch meine Bücher durch KI schreiben lassen würde, wenn ich so etwas wie diesen KI-Clip veröffentliche – und die Bücher nicht gut sein können.
Da habe ich dann gestutzt und plötzlich ganz im Kleinen gespürt, wie ECHTE Leute des Öffentlichen Lebens sich fühlen müssen, die permanent bezichtigt, beleidigt, diffamiert und für NICHTS angeprangert oder sogar angefeindet werden. Und – ehrlich gesagt – zweifle ich ja selbst die ganze Zeit, ob es wirklich etwas bringt, meine Geschichten via kleiner Videos zu bewerben, deren Produktion immens viel Zeit auffrisst.
Ich meine, ich schreibe Bücher! Ich schreibe spannende Weltraumabenteuer und produziere keine Blockbuster. Leser und Leserinnen wollen doch ihre Fantasie spielen lassen, sie wollen lesen und wenn sie Bücher suchen, gerade mal keinen Film gucken. Sie wollen vielleicht den Klappentext ansehen und dann mitgenommen werden.
Dieser negative Kommentar hat tatsächlich einen Gedankengang bei mir zum Ende geführt, den ich schon länger in mir herumtrug, aber noch nicht richtig umsetzen konnte. Und daher muss ich dem Typen eigentlich dankbar sein. Denn ich werde mich wieder auf das beschränken, was ich kann: Das Schreiben!
Auch weiterhin mache ich hier und dort mal einen netten Clip mit meinen Protagonisten oder einer kurzen Atmosphäre meiner Bücher. Doch ich glaube, die Buchcover, der Klappentext, ein paar Textschnipsel oder Kurzbeschreibungen, vielleicht sogar mal eine Lesung oder ein Podcast bringen weitaus mehr.
Reißerisch ist ja schließlich fast alles inzwischen und wo soll man sich da noch einreihen?
Ganz davon abgesehen kostet diese ganze Werbung so wahnsinnig viel Geld und bringt so wenig Output, dass es sich für mich nicht mehr lohnt.
Ernüchternd, aber eine Erfahrung, für die ich dankbar bin.
Ich arbeite nun wieder an meinen Reisen durchs Universum.
Ich beende den ersten englischsprachigen Zyklus der Galactic Journeys Ende nächster Woche. Dann werden sämtliche Ebooks veröffentlicht sein. Dann folgen noch die Printversionen und gleichzeitig rutsche ich in meinen aktuellen Roman zurück, den ich gerne weiterschrieben möchte. Den achten Teil der Galaktischen Reisen.
Bin sehr gespannt, wo all die "Sozialen" Medien uns hinführen, einen jeden Einzelnen. Ich habe jedoch das Gefühl, dass sich generell eine Umkehr einstellen wird, zumindest ein enormer Richtungswechsel, denn das Überbordende, das uns dort begegnet, verliert irgendwann auch seinen Reiz. Und die Überflutung mit Superlativen stumpft irgendwann so ab, dass wir uns wieder dem "Kleinen" und "Leisen" zuwenden werden.
Okay, das zumindest ist meine Hoffnung.
Bis bald! 🙋🏼♂️
O. E. Wendt