... und wie es weitergehen soll.
Manchmal kommst Du kaum hinterher mit den Entwicklungen Deines Lebens, mit den Veränderungen Deiner eigenen und auch fremder Entscheidungen. Und wenn sich dann noch die Welt um Dich herum gravierend verändert und die Themen Deiner Rahmenbedingungen Dich auf Fragen stoßen, die Du Dir noch nicht beantworten konntest, die Dich dennoch aber sehr bewegen, kommt es zu regelrechten Verwerfungen und Umbrüchen, die Dich aus der Bahn werfen oder zumindest – wie in meinem Falle – zu einer Kreativitätslähmung führten, die meinen Schreibfluss zum Erliegen brachte.
Ich habe nie glauben können, wenn Autoren-Kollegen und -Kolleginnen von Schreibblockaden berichteten. Nun gut, man hat schlechte Tage oder manchmal keine Lust, aber ganze Monate oder gar Jahre ohne den Stift in die Hand zu nehmen, ohne in die Tasten zu hauen? Nein! Das war für mich undenkbar.
Und doch hat es mich erwischt.
Meine letzten Veröffentlichungen fanden 2021 statt. Meine vorerst letzte Fantasy-Reihe, da ich beschlossen hatte, mich ganz und gar auf Science-Fiction zu konzentrieren. Seither war ich nicht mehr in der Lage etwas zustande zu bringen.
Nicht nur mir fehlten die Abenteuer meiner Helden, auch von Seiten meiner Leserschaft habe ich zahlreiche Anfragen erhalten, ob und wann es denn weitergeht mit den Geschichten um Captain Brendan und seiner einzigartigen Crew, dieser Buchreihe aus dem Universum der Galaktischen Reisen, die doch so viel Potenzial und Möglichkeiten bietet, dass sie geradezu nach Fortführung schreit.
Ich kann nur sagen, dass es für einen Schriftsteller wie mich grauenvoll ist, keine Geschichten schreiben zu können. Für mich kommt das Verfassen eines Kapitels der Sitzung bei einem Psychologen gleich. Ich sehe die Welt danach klarer, habe Dampf abgelassen, habe Verläufe des Lebens möglich gemacht, die mir im wahren Leben verwehrt bleiben. Darum fühlt sich das Ausbleiben von Kreativität für mich an wie der Verzicht vieler guter Gespräche mit engen Vertrauten oder eines Gesprächstherapeuten, der die wirren Dinge in meinem Kopf zurechtrückt.
Die Gründe sind zu intim, um sie hinauszurufen, doch sei zumindest erwähnt, dass zwei große gesundheitliche Einschläge und ein notgedrungener Hausverkauf dazu führten, dass ich zeitweilig in einem Wohnwagen bei Freunden, zeitweilig anderswo unterschlüpfen musste und durfte, heimatlos war und entwurzelt und dabei immer noch durch die Welt flog, um meinem zweiten Broterwerb nachzugehen, einem äußerst turbulenten Leben inklusive Schnappatmung in dieser Zeit nachging, aber eben keine einzige Zeile zu Papier gebracht habe.
Das alles während der allseits bekannten Weltkrisen, die es uns allen sowieso nicht gerade leicht machen, leichtfertig unserem Alltag nachzugehen.
Und jetzt?
Tja, jetzt komme ich langsam zur Ruhe.
Ich habe einen Ort gefunden, an dem ich tief durchatmen und mich Zuhause fühlen kann, die Rahmenbedingungen meines Lebens endlich wieder sortiert sind und ich ahne, dass die vielen Geschichten, die sich in meinem Hinterkopf gebildet haben, vehement an mir rütteln und aufgeschrieben werden wollen.
Immerhin hat mir die kleine Kurzgeschichte, die in der Sternenglut in diesem Sommer veröffentlicht wurde, etwas Hoffnung gegeben und mir einen Schubs, um wieder loszulegen.
Ich bin mir sicher, ganz bald gibt es Neuigkeiten über die Chrysanthemia und ihre Crew.
Und längst sind mir auch schon weitere Ideen gekommen.
O. E. Wendt
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